Yoshinori Hayashi, Lake Haze, Andy StottWochenend-Walkman – 16. April 2021

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Yoshinori Hayashi, Lake Haze und Andy Stott.

Pulse of Defiance

Yoshinori Hayashi – Pulse of Defiance

Jan-Peter: Defiance lässt sich mit Trotzreaktion und sogar mit Verachtung übersetzen. Alter Schwede. Das neue, zweite Album des Japaners Yoshinori Hayashi klingt eigentlich gar nicht so, eher gutmütig mit abwechslungsreichen, aber eben in my humble opinion gutmütigen Stimmungen. Mal poppig und mal muckerhaft, mal etwas Richtung Vaporwave, dann strikt Dancefloor, dann mit Breakcore-Ausflügen, dann wieder jazzig. Eklektizismus in, haha, Reinform, der rote Faden ist hier aus meiner Sicht, besser aus meinem akustischen Vernehmen, dass das Album etwas ungemein Crispes, Knackiges hat. Wer zudem immer mal wieder mit Breakbeats um sich schmeißt, hat bei mir eh schon einen Stein im Brett. „Gallop“ ist für mich ein besonders überzeugender Vorschlag für die Fortführung des Hardcore-Continuums – ganz ohne ein bisschen Retro geht es nicht, aber sich davon zu emanzipieren und nach vorne zu gehen, muss auch schon sein. Also mir gefällt es.

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Lake Haze – Sun Rising On Concrete Landscapes

Thaddi: Ich kann mich nie entscheiden, welchen Sound der 303 ich am liebsten mag. Das Aggressive, das Übersteuerte, das Minimale oder doch das durchkomponierte und melancholische Zwitschern. Lake Haze entscheidet sich auf seinem neuen Album für die letzte Variante. Und auch die Melancholie spielt auf seinen Tracks eine tragende Rolle. Diese Musik ist so alt, dass ich nicht einmal die Referenzen, die mir durch den Kopf schießen, wirklich benennen kann. Ich will immer Rephlex sagen und Bochum Welt, aber das stimmt nicht. Plaid vielleicht? Ja, aber nein. Kettel? Ja, genau, KETTEL! In Gedanken verlorener Acid-Pop, ein paar Breaks hier, ein paar pluckernde Beats ja, viele dicke und doch hinter Hall verschanzte Chords, radikale Blenden, eine Idee nach der nächsten. Das Album erschien vor zwei Wochen – und klingt wie aus einer Phase der 90er, die es nie gab. Ich will über den Dancefloor schweben, allein, nur begleitet von einem freundlichen Roboter, der mir Taschentuch nach Taschentuch reicht, mit der ich meine Euphorie-Tränen trockne.

Andy Stott Never The Right Time Cover

Andy Stott – Never The Right Time

Ji-Hun: Eigentlich sind ja alle Sachen vom Label Modern Love die Baustelle von Thaddi. Nun hat Andy Stott sein neues Album „Never The Right Time“ herausgebracht, das einen an sich schon mal sehr passenden Titel trägt. Wann ist heute schon die richtige Zeit, ein Album herauszubringen, so ganz ohne DJs, Tourneen und dem ganzen Gedöns? Die Architektur bei Stott ist auch hier massiv, resonant und schwer. Der Dancefloor kommt hier aber weniger in die Mitte des Raumes, es ist luftiger, nicht unbedingt abstrakter, aber offener in den Anknüpfungspunkten. Die Sängerin Alison Skidmore ist erstmalig auf fünf Tracks vertreten, eigentlich sollte sie Stott mal Klavierunterricht geben, nun ist sie mit ihren sanften Vocals auf dem Album gelandet. Eine angenehme Fügung. Das „Never The Right Time“ ist im Guten unaufgeregt. Zuviel davon ist in dieser Ära ja auch nicht gut.

7 Jahre Das FilterEin Rückblick

Leseliste 17. April 2021 – andere Medien, andere Themen40 Jahre CD, 15 Jahre Spotify, Naturfilme und Flaschenwasser