Musique inconcrèteAnimal Collective, KYO w/ Jeuru, Amnesia Scanner – drei Alben, drei Meinungen

RT-Animal Collective-KYO-Amnesia Scanner - lede

Wenn die Sonne am höchsten steht, ist es Zeit für einen musikalischen Tauchgang durch das Bermuda-Dreieck des Cyberpunk. Es beginnt für Blumberg, Cornils und Herrmann tatsächlich auf dem Meeresgrund – dort loopt das neue Album von Animal Collective. Wieder aufgetaucht und von den Algen befreit, ertönt die fünfte LP von KYO, für die sich Frederik Valentin und Hannes Norrvide mit dem Sänger Jeuru zusammengetan haben und ihre slicken Tracks so erstmals entslicken und den Anker der Erinnerung auswerfen. Und dann sind da noch Ville Haimala und Martti Kalliala – Amnesia Scanner. Für ihr Debütalbum haben sie Siri abstrahiert und kontextualisiert, das Singen beigebracht, den Algorithmus „Oracle“ genannt und durch den maximalsten Maximizer gedrückt, um so Antworten auf die Rätsel zu bekommen, über die sich schon Alvin Toffler den Kopf zerbrach. Es gibt Gesprächsbedarf. Denn schon die Sirenenfischer in Delphi wussten: Wie die Zukunft ausgeht, ist immer eine Frage der Definition.

RT-Animal Collective-Tangerine Reef

Animal Collective, Tangerine Reef, ist auf Domino erschienen.

Animal Collective – Tangerine Reef

Kristoffer: Geil, Animal Collective sind zurück und klingen zuerst mal wie auf Zelienople von anno 2011. Finde ich super, weil ich zu fast allem nach „Merriweather Post Pavilion“ kaum mehr Zugang gefunden habe. Irgendwann waren die Brian-Wilson-Harmonien ausgeleiert, irgendwann klang dieser pop-avantgardistische Ansatz nur noch angestrengt und weit dahinter sehr, sehr müde.

Christian: Und „Tangerine Reef“ findest du nicht pop-avantgardistisch?

Kristoffer: Ich finde, da ist wenig Pop drin. Insofern: Nein, nicht wirklich. Das ist frei schwebender Folk, der sich von seinen Freak-Folk-Wurzeln – oder wie auch immer das genannt wurde, New Weird America, etc. – endgültig über elektronische Mittel entfremdet hat. Jetzt klingen Animal Collective so vordergründig müde, wie es vorher nur zwischen den Tönen zu erahnen war – und gar nicht mehr so angestrengt.

Thaddeus: Es ist doch aber auch eine Art besonderes Album, oder? Mit klarer Idee und Konzept, verbunden und angefettet durch einen Film. Das muss also nicht zwingend einen bleibenden Umschwung im Sound bedeuten? Nicht, dass ich mich damit auskennen würde. Ich habe mich viel zu selten der Band beschäftigt, um das angemessen einordnen zu können. Finde aber, dieses Album geht eigentlich sehr gut los. Ich habe da meine eigenen Assoziationen, die laufen mir gut rein. Aber irgendwann habe ich dann ein bisschen das Interesse verloren, es wird so aquatisch-mumpfig – das wollte ich dann nicht mehr hören.

Kristoffer: Kann ich verstehen, aber – um in der schrecklich kitschigen Wassermetaphorik zu bleiben - es fließt eben auch schön dahin. Die Sequenzen, die durch den Hintergrund blubbern, der komplette Mix ist algenbehangen, das Klangbild ist schön feucht und glibschig. Vielleicht gefällt mir das vor allem deswegen so gut, weil ich das letzte Album, „Painting With“, so furchtbar fand. Da hieß die Vorabsingle doch tatsächlich „FloriDada“. Das geht bestimmt nicht mit der Genfer Konvention konform. Hier aber? Wird einfach wieder abgejazzt, alles treiben gelassen, hier muss und will nichts on point sein. Finde ich schön, harmlos aber schön. Musique inconcrète.

Christian: An mir läuft das leider vorbei, mir gefällt aber dieser permanente Erschöpfungszustand der Musik und wie hier mitunter gegen den angesungen wird. Täusche ich mich – ich pflege nämlich überhaupt keine Beziehungen zu Animal Collective – oder ist der Gesang hier für die Verhältnisse der Band viel variabler, fast launisch?

„Die haben ihre eigene Formel endlich mal zerlegt.“

Kristoffer: Genau das meinte ich: Animal Collective machen jetzt endlich Animal Subjective. Da singt einer allein im Vordergrund – könnte Panda Bear sein, ich konnte die nie auseinander halten – und darf sich etwas erlauben, das ansonsten in der Polyphonie und Harmonik des Ganzen komplett unterging. Das bedingt auch mehr Dringlichkeit, mehr Ausdrucksfülle. Das eben finde ich toll: Die haben ihre eigene Formel endlich mal zerlegt. Denn die hatten sie 2009 endgültig gefunden und sind trotz allem Gefritzel und Gefrickel – „Centipede Hz“ war ein ähnlich konzeptuell aufgeladenes, aber nicht so schön ausformuliertes Album – irgendwie wunderbar untight-tight. Wie gesagt, es fließt, und ich lasse mich gerne berieseln.

Christian: Es ist eher wie so Brackwasser. Es dümpelt so herum.

Thaddeus: Wir müssen das Konzept, also die Story hinter der Platte, hier ja auch gar nicht aufdröseln. Wir sollten lieber den Verantwortlichen aufspüren, der irgendwann mittendrin das Filter so unschön zudreht. Das ist ja schon arrangiert wie ein Tauchgang. Von klar nach trüb und dunkel und dann wieder in die andere Richtung gen Licht. Das muss man erstmal so hinbekommen, sich über ein ganzes Album an der gleichen Sequenz entlang zu hangeln.

Kristoffer: Ja, finde ich prima – das Album als immersives Erlebnis. Rhapsodenambient, Sirenenelectronica. Sowas. Vielleicht die beste Anti-Streaming-Plattform-Musik des Jahres? Nein, vermutlich nicht. Zudem ich auch nicht unbedingt eine Story, ein übergreifendes Narrativ, heraushören kann oder das zumindest nicht will. Wir haben den dazugehörigen Film nun auch nicht gesehen, der wird aber vermutlich „Yellow Submarine“-mäßig bunt und Syd-Barrett-gemäß psychedelisch. Nehme ich an. Oder wollen wir das öko-politisch interpretieren? Rettet die Riffe!

Christian: Ich würde ja am liebsten das Stichwort des Streamings aufnehmen, um den Bogen zu KYO zu bekommen.

Kristoffer: Ja, ein bisschen aquatisch bleibt’s ja.

RT-KYO-All The Same Day

KYO w/ Jeuru, All The Same Day, ist auf Posh Isolation erschienen.

KYO w/ Jeuru – All The Same Dream

Christian: Die zarte Musik von KYO – ein Duo aus Kopenhagen – hat tatsächlich etwas von einem Stream. Sie strömt aus, fließt weiter und wieder ab, ohne aber wirklich Spuren auf der Festplatte zu hinterlassen. Es bleibt also auch nicht viel mehr hängen als ein Gefühl. Dieses Flüchtige machte KYO bislang sehr schwer greifbar, und für mich war gerade das attraktiv. Vocals haben KYO bisher vermieden, zu ihrer Musik durfte höchstens mal eine Text-To-Speech-App ein paar medientechnologische Buzzwords aufsagen. Aber das ändert sich jetzt. Wegen Jeuru.

„Wer ist Jeuru nochmal, und wann ist der in den Zaubertrank von Future gefallen?“

Kristoffer: Wer ist das eigentlich, Jeuru? KYO sagten mir ja schon nichts, weil ich so viel auf Posh Isolation langweilig und überambitioniert finde und da kaum ein Ohr drauf halte. Das hier aber ist das Beste, was ich aus dem Lager bisher gehört habe – und obendrein noch Katalognummer zweihundertschießmichtot. Im Grunde werden hier aber natürlich ähnliche Parameter aufgefahren wie bei Khalil letztens – nur werden sie besser durchexerziert. Auch dank Jeuru, vor allem dank Jeuru. Aber wer ist das jetzt noch mal, und wann ist der in den Zaubertrank von Future gefallen? Zumindest die Autotune-Passagen, die hier sehr dezent eingesetzt werden, lassen schon an Atlanta denken. Aber es zwängt sich nicht auf. Zum Glück.

Thaddeus: Balance. Eine gute Balance macht diese Platte aus. Da war ich erst überrascht und dann dankbar. Der Ansatz ist oft wuchtig. Aber dieses musikalische Aufbegehren fällt immer wieder schnell in sich zusammen und macht so den Raum auf für merkwürdig interpoliert wirkende Reflexionen. Es ist genau dieses Auf und Ab, das Hin und Her, das mich diese Platte immer wieder hat hören lassen. Ich wollte das dechiffrieren. Weil es einerseits eben so gut zueinander passt, andererseits aber auch gar nicht. Hier werden Stimmungen und Emotionen im Clip-Format aneinandergecuttet.

Kristoffer: Dabei steckt da witzigerweise viel Rock im Fundament.

„Rock? Höchstens ohne Meta-Daten.“

Thaddeus: Hmmmm, jein. Vielleicht als eine Art klanglicher Referenz und auf gar keinen Fall selbst gespielt. Vielmehr von Diskette zu Diskette immer wieder kopiert und mittlerweile vollkommen ohne Meta-Daten – übrig bleibt kaum mehr als Sound. Und Sound ist bei dieser Platte ja ohnehin wichtig. Der wirkt tentakelhaft zusammengerafft und kurz geschleudert, dann aber präzis gebügelt. Ich hatte ja Massive Attack im Kopf. Weigere mich aber eigentlich, das zuzugeben.

Kristoffer: Bleiben wir in Bristol, bewegen uns aber in die Gegenwart: Die Young-Echo- und NoCorner-Posse macht vergleichbare Musik. Deren Ansatz ist aber viel mehr im Dub verwurzelt, hier geht es maßgeblich um Dynamiken und Mechaniken. Eine ganz irre Assoziation, die sich mir auch aufdrängte: Velvet Underground. Diese stampfenden, schwirrenden Wiederholungen, auf der dann der Sprechsingsang den eigentlichen Song ausrollt. Aber das geht natürlich schon sehr weit. Nur: Um eine solche Form von Rock geht es mir hier. Wenn ich mich nicht irre, kommen hier ja doch hin und wieder Gitarren zum Einsatz.

RT - KYO Jeuru Porträt

Christian: Der Rock ist aber nur eine leere Form. Nominell war er – genauso wie Jazz – immer schon ein Element in der Musik von KYO. Er wurde aber eben immer mit einer Flüchtigkeit vorgetragen, so dass er am Ende kaum mehr Rock zu nennen war. Deshalb gefällt mir die Kollaboration mit Jeuru so gut, weil diese alles umschmeichelnde Slickness der KYO-Produktion an seiner Stimme auch mal hängenbleibt, die ist ein willkommener Widerstand.

Kristoffer: Ja, doch – da wird schon ein gewisser Kontrast geschaffen, der sonst häufig bei den Releases auf Posh Isolation zu fehlen scheint – soweit sie mir bekannt sind. Merkwürdig geerdet, diese Platte, aber dennoch: flüchtig, wie du schon meintest. Das liegt natürlich auch an der Performance von Jeuru, der zwischen dem melismatischen Autotune-Leidensrap eines Future oder anderen, ein bisschen pathetischem Crooning und eher installierter Sprechkunst hin und her wechselt, ohne dass es je wirklich nach viel Gehabe sondern vielmehr wahnsinnig konsequent klingt. Top, bitte mehr davon und von dem!

Christian: Der macht nächstes Jahr ein Soloalbum bei Warp. Meine Prognose.

Thaddeus: Und das wird dann als heilsbringende Geste vermarktet und die Welt wird endlich wieder besser. À propos Geste. Die ist bei Amnesia Scanner ja eher schwierig, oder täusche ich mich?

RT-Amnesia Scanner

Amnesia Scanner, Another Life, erscheint am 7. September auf PAN.

Amnesia Scanner – Another Life

Kristoffer: Ich konnte es mir in meiner Review für die Groove nicht verkneifen, das Amnesia-Scanner-Debüt mit Justice zu vergleichen – nur dass Amnesia Scanner all diese Bigroom-Baller-Gesten fünffach brechen. Deswegen, ja, schwierig. Wo fangen wir also an?

Thaddeus: Bei den Chipmunks, wo sonst?

Christian: Also bei Oracle. Oracle ist der Name des neuen, virtuellen Bandmitglieds von Amnesia Scanner. Also eine Stimme, die auf „Another Life“ oft zu hören ist und auch mal Duette mit menschlichen Feature-Vokalist*innen performt.

Kristoffer: Beziehungsweise mit Pan Daijing, die mal wieder eine sehr neue und bisher noch nicht gehörte Seite von sich zeigt – tolle Künstlerin. Ihre Tracks sind auch eher die konventionellen, die ums Eck eine HipHop- oder eben Reggaeton-beeinflusste Basis haben. Was genau aber ist eigentlich Oracle – ein Vocaloid?

Thaddeus: In etwa. Die Musiker beschreiben Oracle als entkörpert, gleichzeitig aber auch das „Gefühl Amnesia Scanner“ spiegelnd. Da erhebe ich doch mein Glas auf die Inklusion. Auch Schaltkreise wollen mal gekuschelt werden. Ich empfinde es als sehr altbacken, das so herauszustellen.

Kristoffer: Und ich bin hin und her gerissen, ob ich das interessant oder einfach nur bescheuert finden soll.

„Ziemlich sticky im Ohr, ich kann die Platte nach drei Durchgängen mitsingen.“

Christian: Eigentlich bin ich nicht so für elektronische Musik, die rocken soll. Aber Amnesia Scanner sind schon ziemlich sticky im Ohr, ich kann die Platte nach drei Durchgängen mitsingen. Sicher könnte man jetzt abschätzig sagen, das sei Musik, zu der sich trefflich Bier trinken lässt. Wegen der Bezüge auf Genres wie Nu-Metal, Gabber, Trance, Emo – darauf wird sich ja gerade viel berufen. Und diese Bezüge finden auch nicht in den Spartenkanälen statt. Im HipHop gibt es ja schon seit Jahren Emo-Trap, und im Techno eben Leute wie Lorenzo Senni.

Kristoffer: Ja. Nu Metal erlebt leider auch gerade ein kleines Comeback, Gabber war der Hype des Jahres, Trance der des letzten und Emo – Emo wird mittlerweile selbst von Rapperinnen wie Princess Nokia gechannelt und umgedeutet. Deswegen dieser Justice-Vergleich: Hier wird zusammengebracht, was gerade durch den Raum schwirrt, und zwar mit größtmöglicher Brutalität. Zugleich aber wird es in einen irgendwie sehr schwammigen konzeptuellen Rahmen gehoben und mit viel Ambition versehen. Es stört mich aber die metaphorische Schwere, mit der diese artifizielle Stimme eingeführt wird: Oracle. Die delphische Ansage von oben, wie hieß sie noch gleich – erkenne dich selbst? Puh. Da werden alle Fässer aufgemacht, aber – Achtung, zurück ins Wasser – aus denen tröpfelt es höchstens, und auch noch sehr dünnflüssig.

Thaddeus: Als ich mir das Album anhörte, verspürte ich schnell den Drang, zu staubsaugen. Vor allem dachte ich gar nicht mehr in musikalischen Kategorien, sondern eher an das Performative. Ich empfinde das Album als clever arrangiertes Playback, das nie mehr angerührt werden wird und stattdessen ausschließlich dazu dient, sich vor dieser Kulisse auf Bühnen und in Räumen darzustellen. Das reicht mir nicht. Zumal das musikalische Register schon sehr Metaphern-artig metastasiert. Und in seiner Hermetik ja auch nichts zulässt, weil immer alles nur auf der Überholspur angedeutet und dann sofort wieder verworfen oder zumindest mit maximaler Lautheit zugekleistert wird. Das hat so einen tapetigen Overdrive, den sich die post-post-post-post-Cyberpunk-Schunkeleien mit den Jahren im Internet angefuttert haben.

„Ein Album, das klingt als würde Arca eine EDM-Platte machen.“

Christian: Kann es sein, dass eure Erwartungshaltungen sehr hoch waren? Schließlich waren Amnesia Scanner ja immer dieses Produzenten-Duo, das irgendwie around war, zwischenzeitlich bei Young Turks untergekommen. Aber mit dem richtig großen Ding kamen sie nie um die Ecke. Und jetzt kommt ein Album, das klingt, als würde Arca eine EDM-Platte machen. Da ist doch nach ein paar Sekunden geklärt, dass es auch gar kein großer und konzeptuell wasserfester Wurf sein will, sondern in erster Linie Fun.

Thaddeus: Ich habe das als Debüt gehört, weil ich Mixtape und EPs gar nicht kannte.

„Wenn das ein Statement sein soll, ist es keins. Und wenn es keins sein soll, dann klingt es dafür zu sehr nach einem.“

Kristoffer: Ich hatte keine wirkliche Erwartungshaltung, weil ich Amnesia Scanner nie wirklich mochte und auch den kleinen aber hartnäckigen Hype darum nie nachvollziehen konnte. Der Aufenthalt bei Young Turks war letztlich ein Rohrkrepierer. Ich denke, Amnesia Scanner symbolisieren für viele eine Art von Future-Shock-Musik in einer Zeit, in der uns vor lauter Gegenwart der Future Shock abhanden gekommen scheint. Aber nicht alles, was überfordert, ist zwangsläufig die Zukunft. Dass eben schwer unterscheidbar ist, wo der Fun aufhört und die Intellektualisierung von Rohmaterialien – du hast die Genres ja schon genannt – anfängt, macht die Sache noch verzwickter. Hier steckt viel Hintersinn drin, wird aber sogleich unter Tonnen von Lärm effektiv verborgen. Wenn das ein Statement sein soll, ist es keins. Und wenn es keins sein soll, dann klingt es dafür zu sehr nach einem. Deswegen: Ich bin unendlich unentschieden, kann aber nur sagen: Als Hörer finde ich die Platte über weite Strecken schlimmstenfalls bekloppt und bestenfalls freue ich mich über die Sound-Design-Interludes oder eben Pan Daijings Einsätze.

Christian: Und wenn du deinen inneren Mark Fisher mal kurz ausschaltest, wäre es dann vielleicht auch auf eine gute Weise bekloppt?

Kristoffer: Mein innerer Mark Fisher steht sowieso die meiste Zeit auf off, zumindest in dieser Hinsicht, weil ich die ewige Fetischisierung von Zukunft in der Popkultur sowieso für fehlgeleitet halte. Aber sagen wir so: Als einen Gegenwartskommentar kann ich „Another Life“ schon annehmen. Nur nicht als ernstzunehmende Kritik. Muss es vielleicht auch nicht sein, scheint es aber doch zu wollen …?

Thaddeus: Future Shock. Das ist für mich das entscheidendere Stichwort als Gegenwart. Weil: Gegenwärtig kommt die Musik wie schon gesagt überhaupt nicht vor. Der Future Shock war von Alvin Toffler definiert als das, was passiert, wenn sich die Gesellschaft zu schnell wandelt und im Ergebnis alle Prozesse neu aufgesetzt werden müssen. Natürlich schlägt sich das auch in der Musik nieder, bzw. tat es ja auch. 1970 ist lange her. Also: Toffler durchaus angemessen interpretatorisch geremixt – aber eben am Ziel vorbei, weil nicht geupdatet.

Kristoffer: Eine Gegenwartsdystopie aus dem Geiste der Vergangenheit? Und warum dann „Another Life“? Ist der Titel dann Ausdruck eines Wunsches (für die Zukunft) oder einer großen Desillusionierung (gegenüber der Gegenwart)?

Christian: Ich gehe kurz headbangen, ciao.

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