The Notwist, Tirzah, CluesoWochenend-Walkman – 01. Oktober 2021

WWalkman-01102021-lede-gif

Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: The Notwist, Tirzah und Clueso.

The Notwist Vertigo Dubs

The Notwist – Vertigo Dubs Vol. 1: Odd Nosdam

Thaddi: Es ist nun gefühlt auch schon wieder ewig her, seit The Notwist ist aktuelles Album „Vertigo Days“ veröffentlicht haben. Naja, es sind ungefähr acht Monate, aber die Zeit fliegt und steht gleichermaßen still. Nun startet eine neue Serie mit Remixes, hübsch aufgeteilt auf 10"s. Odd Nosdam macht den Anfang. Alter Buddy der Band, alter Versteher. Nein, ich weiß nicht alt er tatsächlich ist. Aber „wir“ alten Versteher von The Notwist wissen allen, was Remixe der Band bedeuten können. „Pilot“? Anyone? Also. Getanzt wird auf Nosdams Versions nicht. „Ship“ markiert eine lupenreine Dekonstruktion des Originals (wohl die Idee des Dubs per se). Groove? Fehlanzeige. Alles patscht vor sich hin – total toll. Wäre die Zeitmaschine so populär wie das iPhone, hätten wir hier den Titelsong eines Edgar-Wallace-Films mit Heinz Drache als Kommisar in der Hauptrolle. „Oh Sweet Fire“ kümmert sich hingegen kaum um das Original, nimmt verhallte Themen und Motive auf und baut einem Neubau gleich auf Beton. Dass Nosdam hier mit Raymond-Scott-Samples spielt, verstärkt nur den Eindruck eines Ausflugs in die Heimat an einem grauen Tag mit Nieselregen. Wunderbar.

Tirzah Colourgrade Albumcover

Tirzah – Colourgrade

Ji-Hun: Taugt der Begriff Bedroom Producer heute überhaupt noch? Sind heute nicht irgendwie alle Musiker:innen auch Producer? Wo gibt es Artists, die keine Aufnahmen am Laptop machen oder eigene Beats produzieren? Die Singer-Sogwriterin Tirzah aus England produziert ihre Musik auch alleine und wird daher gerne im obigen Genre eingeordnet. Ihre Musik klingt responsiv, intim, elektronisch, mit Hang zur Abstraktion, aber nur Hang. Nachdem ihr erstes Album „Devotion“ bei Greco Roman erschien, steht nun das bekannte Label Domino an der Seite von Tirzah. „Colourgrade“ liest sich in der Tat sehr gut als Indie-Album, wenn auch zu Beginn man sich schwarzbetucht noch auf dem CTM wähnt. Track für Track baut sich die Song-Qualität des Albums auf. Trotz minimaler Arrangements klingt „Colourgrade“ vielseitig und vielschichtig. Berührend schöne Vocals in perfekten Song-Miniaturen waren schon immer Garanten für große Alben.