Dal:um, Gimmik, Daniel AveryWochenend-Walkman – 25. Juni 2021

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Dal:um, Gimmik und Daniel Avery.

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Dal:um – Similar & Different

Kristoffer: Ich hatte vor einigen Wochen die Gelegenheit, Park Jiha zu interviewen, und wir sprachen auch über die zahlreichen südkoreanischen Projekte – Hey String, Black String oder Jambinai etwa –, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wie Park selbst mit Instrumenten aus dem tradierten Repertoire koreanischer Musik einen Sound erschaffen, der so gar nicht traditionell klingt. Sie erzählte einerseits, dass all diese Projekte durch massive Förderungen ermöglicht worden sein – siehe da: In Südkorea ist nicht allein K-Pop eine staatstragende Angelegenheit – und dass sich zumindest aus ihrer Perspektive nicht von einer homogenen Szene oder Community sprechen ließe. Sondern nur von Bands und Musiker:innen, die konzeptionell ähnlich agieren. Da ist dann ein Titel wie „Similar & Different“ wohl auch ein sprechender: Auch Ha Suyean und Hwang Hyeyoung greifen auf zwei quote unquote traditionelle Instrumente zurück, Gayageum und Geomungo, und die Resultate ihres Debüts auf Glitterbeat klingen ebenso wenig nach höfischer Musik wie sich die Zeitgenoss:innen als Vergleich heranziehen lassen. Die beiden – ähnlich aussehenden und doch, schon klar, unterschiedlichen – Saiteninstrumente von dal:um verknoten sich zu komplexen Klanggebilden ineinander, durchlaufen gemeinsam massive Berg- und Talfahrten oder geben einander und den Assoziationen den größtmöglichen Freiraum. In seinen Klangfarben, Dynamiken und Strukturen ergibt das wirklich unerhörte Musik.

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Gimmik – Cloudwalker

Thaddi: Nach meiner Wiederentdeckung von Gimmik im Mix der Woche, will ich mich nun mit der neuen Musik von Martin Haidinger beschäftigen. Sein Album „Cloudwalker“ erschien im April bei n5MD, einem Label, dem ich mich sehr verbunden fühle, und doch viel zu selten checke. Plötzlich ist alles wieder da. Die Euphorie von früher, die Faszination, wie man es verdammt noch mal hinbekommt, einen mit elektronischem Pop auf den Floor zu ziehen, immer wieder abzweigen zu lassen auf dem Weg in eine ganz eigene Welt. Das ist alles so sweet. Und selbst die Downtempo-Entwürfe, ich ich im Œu­v­re von Gimmik gar nicht mehr erinnere – ich mag komplett falsch liegen – erfüllen eben nicht ihre alte und angestammte Funktion auf Techno-Alben, die ach so geniale kreative Bandbreite zur Schau zu stellen. Sie fügen sich einfach ein in den musikalischen Flow. Denn Gimmik will offenbar schon längst nicht mehr nur auf Tube, sondern vielmehr zeigen, wie weit sich der Spannungsbogen eines Album, das mit elektronischen Mitteln aufgenommen wurde, ziehen lässt – ohne dabei seine eigene Vergangenheit hinter sich zu lassen. Bin schwer verliebt.

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Daniel Avery – Together In Static

Jan-Peter: Ich verstehe den Punkt des geschätzten Kollegen Cornills schon, wenn er dieses Album drüben beim Musikexpress als „aufdringlich gefühlsduselig“ beschreibt und das Sich-Bedienen bei Boards of Canada bemängelt. Aber ich muss zugeben, mir gefällt der Eklektizismus doch ganz gut und eigentlich auch die Haltung darin. „Together In Static“ wird wohl kein Album sein, das in mein Langzeitgedächtnis bzw. -gehör einsickert, aber für den Moment fahre ich doch voll gut damit. Ich habe aber auch erst gerade angefangen, wieder mehr elektronische Musik zu hören. Und bin gerade biased und finde alles gut, denn wisst ihr was, ich war vorgestern das erste Mal seit anderthalb Jahren tanzen. Ich habe einen Stempel auf den Arm bekommen, habe meine FFP2 zurecht gerückt und durfte mich im Club der Visionäre zu lauter Musik bewegen, ohne dass sich jemand beschwert hat! Alle waren glücklich. Es war, und verzeiht mir meine aufdringliche Gefühlsduselei, ein ganz großartiger, euphorischer Moment. Den ich sicher nicht wieder vergessen werde.

KonzerterinnerungenDead Can Dance – Berlin, Quartier Latin, 11. Dezember 1988

Leseliste 26. Juni 2021 – andere Medien, andere ThemenWindows 11, Nachhaltigkeit im Gitarrenbau, Hypelitz, chinesische Fonts