Filter Tapes 014„All das mag ich“ von Ümit Han

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Ümit Han ist ein Kind des Ruhrgebiets (konkret: aus Oberhausen) und lebt seit einigen Jahren in Köln am Rhein. Eine Stadt, mit der er schon lange verbunden ist: 2006 gewann er den Remix-Wettbewerb zu „Ihre persönliche Glücksmelodie” von Gabriel Ananda auf dem Kölner Label Karmarouge. Ab 2009 veröffentlichte er zusammen mit Tim Seavers als „Black Is Beautiful“ mehrere EPs auf 200 Records, später kamen Remixes für Supaglass auf MBF sowie für Max Cooper und Minilogue auf Traum Schallplatten, dort sind seit 2012 auch die EP „Die Rose und die Nachtigall“, „Nikopolis“ und „Die Träne fliesst im Wildbachslauf“ erschienen. Zurzeit arbeitet er am ersten Album.

Für Das Filter lässt er Techno mal Techno sein und hat einen eklektischen, entspannenden, um nicht zu sagen meditativen Mix aus Orient, Neo-Klassik, Indie, Grunge und Trip-Hop kompiliert. „Die Klänge bewegen sich zwischen Orient und Okzident, von minimaler Romantik, Filmmusiken und klingenden gegenwärtigen Gefühlen in den unterschiedlichsten Sprachen. Die Welt im Einklang im Namen der Liebe, im Reichtum der Vielfältigkeit und im Rhythmus eines Derwisches, tanzend in Trance und des bewussten Bewusstseins durch Raum und Zeit mit der Sprache der Liebe. All das mag ich.“ Ja, er ist ein Romantiker. Und er war so freundlich, uns zu jedem Track seine Gedanken mitzuteilen.

Ümit Han

Ümit Han.

1. Ludovico Einaudi - Walk
Das Leben ist wie ein Film und jeder Film hat seine eigene Musik. In meinem Film hat Ludovico Einaudi seinen festen Platz. Ich schätze seine Kompositionen sehr, deshalb gleich zu Anfang „Walk“. Man fühlt die starken Vibes, die dieses Stück versprüht.

2. Philip Glass - Metamorphosis - Moderately Fast
Neulich unterhielt ich mich im Studio mit Arno Steffen, einem Musiker und Komponisten-Urgestein aus Köln. Er empfahl mir Philip Glass, von dem ich einige Filmmusiken kenne, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich nicht eingehend mit ihm beschäftigt. Einige Tage später stieß ich auf ein Album, auf dem die Pianistin Lavinia Meije Musiken von Phillip Glass spielt: „Metamorphosis: The Hours“. Besonders gut finde ich auf diesem Album „Metamorphosis - Moderately Fast“. Es hat was von Techno. Genau von der Art, die ich liebe.

3. Istanbul Kanatlarimin Altinda - Istanbul
„Istanbul Unter Meinem Flügeln“ heißt der Film aus dem Jahre 1996, aus dem dieses wunderschöne dritte Klavierstück stammt. Der Film erzählt die Geschichte des osmanisch-türkischen Luftfahrtpioniers Hezarfen Ahmed Çelebi, der im 17. Jahrhundert einen erfolgreichen Segelflug über dem Bosporus absolvierte. Ein Stück, das mich inspiriert, daran zu glauben, dass nichts unmöglich ist und das es erst vorbei ist, wenn es vorbei ist.

4. Magdalena Kozena - Si dolce e il tormento
Opern mag ich auch sehr, seitdem ich Magdalena Kozena gehört habe, eine Mezzo-Sopranistin aus der Slowakei. Sie hat in ihrem Album „Love Letters“ italienische Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert interpretiert. Mein Lieblingsstück auf diesen Album ist ursprünglich von Claudio Monteverdi. Sein Werk markiert die Wende von der Musik der Renaissance zum Barock.

5. bis 7. Mercan Dede -„Healing Prayers“, „Semaname“, „Breath“
Mercan Dede gehört zu meinen Lieblingskünstlern. Er versteht es, den mevlevitischen Sufismus mit Allerweltsklängen und Elektronik zu vermischen. Dabei spielt er auf der Ney, während die Derwische in Trance ihre Mantras wiederholen. Das geht tief in den Geist und wirkt sehr belebend. Finde ich sehr gut! Dabei fühle ich mich oft selbst wie ein Derwisch, und wenn ich Mevlana oder Krishnamurti lese, höre ich am liebsten Mercan Dede. Von ihm habe ich gleich drei Stücke beigesteuert: „Healing Prayers“, ,Semaname“ und „Breath“. Mercan Dede ist einzigartig in seinem Genre.

8. Baba Zula - Cecom
Eine alternative Oriental-Dub-Band aus Istanbul, „Cecom“ ist mein absoluter Favorit. Ich habe die Band im Rahmen des Gezi Soul Festivals, dessen Mitinitiator ich bin, letztes Jahr nach Köln geholt. Sie haben im Club Bahnhof Ehrenfeld ein grandioses Konzert gespielt, das nicht nur in meinem Gedächtnis geblieben ist, sondern auch in meinen Herzen.

9. Morcheeba - Au Deal
Das Album „Dive Deep“ ist mein Evergreen für den Entspann-Modus. Morcheeba zeigen, wie schön Musik sein kann und wie sich Herzblut anhört. „Au Deal“, gesungen von Manda, ist mit Abstand mein Lieblingsstück auf diesen Album. Zeit zum Reseten, Zeit für Morcheeba.

Ümit Han musiziert

10. Light in Babylon - Geut
Bei YouTube entdeckte ich „Light In Babylon“, eine Band aus Istanbul, die auf den Straßen performen. Wunderschöne Musik, meist auf hebräisch. Sängerin ist Michal Elia Kamal, eine Israelin mit iranischen Wurzeln. Ich hatte das Vergnügen, die Band im letzten Jahr auch zu unserem Festival nach Köln holen zu können. Das Konzert zählt zu den glücklichsten Augenblicken in meinen bisherigen Leben. „Geut“ ist mein Lieblingsstück und muss unbedingt ein Teil dieser Zusammenstellung sein. Musik für Frieden, Akzeptanz und ein friedliches Miteinander.

11. Illivi Soul - Les Babacools
Über „Ilivi Soul“ weiß ich gar nichts. Ich habe hier eine Compilation liegen, auf dem das Stück „Les Babacools“ zu finden ist, ein Evergreen auf meiner Liste. Ich höre sehr gerne Latin music, davon habe ich reichlich und dieses Stück ist von den hunderten Titeln, die ich besitze, eins der besten. Ich liebe es.

12. Einstürzende Neubauten - Ein Stuhl in der Hölle
Ich stehe auf diesen deutschen Vocals und besonders auf Avangarde-Musik. In Zukunft habe ich auch vor, mit deutschen Vocals zu arbeiten. Das Stück inspiriert mich für dieses Vorhaben.

13. Nirvana - Something in The Way
Bevor bei mir Techno war, war Nirvana. Am liebsten mochte ich neben dem Unplugged-Album die „Nevermind“. Besonders hatte es mir das Stück hier angetan. Diese gekonnte Interpretation von „The String Quartett“ hat das gewisse Etwas.

14. Gill Scott Heron - New York ist Killing Me
Wen inspirierte Gill Scott Heron nicht? Ich finde es erstaunlich, was für eine zeitlose Musik er gemacht hat. Man kann kaum glauben, dass dieses hier aus den Siebzigern stammen soll. Ein Mann, der nicht nur inspirierte, sondern den Nährboden für das bereitete, was man später HipHop nannte. „New York Is Killing Me“ ist schon eine unverschämt gute zeitlose Nummer.

15. Massive Attack - Karmakoma
Ich mag den Groove und die Leichtigkeit, die diesen Track durchzieht. Die richtige Musik zum abendlichen Sonnenuntergangs-Cruise. Ein schöner Abschluss für diese Zusammenstellung. Ich wünschte, es gäbe mehr davon.

Ümit Han: Soundcloud / Blog

Für dieses Filter Tape gestaltete unser Designer Carsten Kummer das Artwork. Die Aufgabe: Während der Zeit des Tape-Hörens ein Bild assoziieren, finden, ausdenken und umsetzen. Auch Mixtapes haben passende Bilder verdient.

Unser Download des TagesKiNK – Early Tapes 1998

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