Albumpremiere: HeCTA - The DietDie elektronischste Platte von Lambchop im exklusiven Vorab-Stream

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Fotos: Melissa Madison Fuller

Nicht Americana, kein House, Techno, Trap, Juke oder Blaze. Warum denn auch?!

Lambchop ist eine der wenigen Bands, bei denen die Filter-Redaktion ins kollektive Schwärmen gerät. Allein der Name reicht, um 368 aktuelle 12"s und mindestens ebenso viele Trends zu vergessen. Es wird still. Und dann wird „Ohio“ angestimmt. Oder einer der zahllosen anderen wunderbaren Songs von Kurt Wagner und Co. Auf „The Diet“ – das Album erscheint morgen auf City Slang – schlägt Wagner gemeinsam mit seinen Band-Kollegen Ryan Norris und Scott Martin einen fundamental anderen Ton an. So anders, dass man der Platte einen eigenen Projektnamen gegeben hat. Bei der Fertigstellung des HeCTA-Albums haben unter anderem Morgan Geist und John McEntire geholfen.

Nun ist es ja mitnichten so, dass sich Helden alles erlauben können und dürfen. Derartige Enttäuschungen kennt jeder. Was HeCTA aber so einzigartig macht, ist die kluge und ausgewogene Verzahnung von Welten, die zwar gerade in letzter Zeit immer öfter miteinander kollidieren – das klassische Songwriting mit mehr oder weniger klar definierten Strukturen und dem freieren, im Idealfall konventionsloseren Umgang mit dem Dancefloor –, sich oft aber in letzter Konsequenz fremd bleiben. HeCTA klingt so, als hätten Wagner und Co. einfach ihre angestammten Instrumente gegen Synthesizer getauscht und sich lediglich von den Möglichkeiten der Maschinen inspirieren lassen und die im Mix weit vorne positioniert. Ein guter Song bleibt eben ein guter Song. Und von denen gibt es auf „The Diet“ reichlich.

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Das ist keine Techno-Platte, kein House-Album. Ganz im Gegenteil. Es ist der Versuch einer Band, Dinge anders zu machen. Mit Elektronik hatten Lambchop gemeinsam und die Band-Mitglieder in separaten Projekten immer wieder zu tun. Welche Ausmaße das annehmen kann, was für Potenzial das haben kann, ist auf „The Diet“ in jedem Takt spür- und hörbar. Ein Stück Arbeit an der eigenen Zukunft, an der konstanten und konsequenten Auseinandersetzung mit dem schöpferischen Prozess, der Kreativität. Und dem Willen, gelernte Prozesse in andere Zusammenhänge zu übersetzen. Hätten Kraftwerk damals nicht die kühl-durchorganisierte Elektronik ihrer frühen Platten in einen 3-Minuten-Popsong erfolgreich übersetzt, gäbe es die Band heute auch nicht in 3D. HeCTA gehen ganz ähnlich vor, versuchen sich gar nicht erst an der ausufernden 12", den Strukturen, die DJs brauchen. Der Song steht im Mittelpunkt des Projekts. Und das Klangbild – rechnet man Kurt Wagners Stimme und die Referenzen klassischer Lambchop-Produktionen im Kopf einfach raus – ist aktuell, sehr informiert, stilsicher, stellenweise deeper als deep, dabei immer offen und einladend.

„The Diet“ steht schon jetzt uneinholbar ganz weit oben in der Liste der besten Platten des Jahres.

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