Das Filter präsentiert: PapiriparExperimental-Festival für Pop, Kunst, Rotation

Papiripar 2023 start

Vom 18. bis zum 21. Mai findet das Festival endlich wieder statt.

Das Festival Papiripar geht dieses Jahr in die nächste Runde. Nach zwei Jahren Pause findet endlich alles wieder live statt. Diese Ausgabe steht im Zeichen des großen Bewegungsspielraums, um Pop, Kunst und Rotation. Neben Konzerten, Performances und DJ-Sets, gibt es diverse Workshops und eine Ausstellung zu erleben, und auch diesmal werden Genregrenzen geöffnet, neue Ansätze gesucht und der eigene Tellerrand von ganz weit außen betrachtet. Wir haben dem Kurations-Team bestehend aus Nika Son, Felix Kubin und Florian Bräunlich Fragen zum Festival gestellt. Worum geht es diesmal? Was sind die persönlichen Highlights? Und wieso braucht man für größenwahnsinnige Ideen nicht unbedingt große Namen?

Papiripar Kurationsteam

Kuratieren das Papiripar Festival: Nika Son, Florian Bräunlich und Felix Kubin

Erzählt etwas über das diesjährige Konzept von Papiripar.
Die Idee von Papiripar ist immer die Grenzüberschreitung, der Seitensprung zwischen den Disziplinen. Wir wurden in unterschiedlichen Jahrzehnten geboren, aber wir alle haben einen künstlerischen, unkommerziellen Blick auf die Musik, eine Lust am Experiment, ganz gleich, um welches Genre es sich handelt. Wir sehen Musik als weiße Leinwand, als Denkspiel, als Zwitschermaschine, als Pop Art, in der alles möglich ist. Nur eines ist sie nicht: ein Gleitmittel für Vernissagen. Uns liegt daran, die Kunst- und die Musikszene zusammenzubringen, für Überraschung und Verwirrung, Kommunikation und ektoplasmatische Raumentkopplung zu sorgen. Wir sind einfach gelangweilt vom immergleichen Konzertformat, darum gibt es bei uns auch Lecture Performances, Hinterhofgesänge und musizierende Luftmaschinen.

Nach zwei Jahren Pause seid ihr endlich wieder live. Wie fühlt sich das für euch an?
Das ist wie ein neuer Frühling, darum haben wir es auch gleich in den Monat Mai verlegt. Die Ausgabe davor mussten wir wegen Corona in ein Radiofestival verwandeln. Dadurch entstanden aber auch interessante interaktive Formate. Die brauchten wir, um das Publikum aus der Corona-Depression zu holen. Eines dieser Formate, die „Hinterhofgesänge“, haben wir bei der jetzigen Ausgabe wieder dabei: am 19.5. werden Mazen Kerbaj (Trompete) und JD Zazie (Elektronik) ein Konzert im Hinterhof der Admiralitätsstraße 71 spielen, das aus mehreren Fenstern zeitversetzt durch kleine Lautsprecher übertragen wird. Außerdem ein Blitz-Auftritt der nomadischen Künstlerin Elvin Brandhi (Stimme), die später auch beim Trio PLF zu hören ist. Diese multiphonische Aufspaltung in asynchrone Einzelsignale verwandelt den Innenhof in ein komplexes Echogerät. Ansonsten gibt es unter anderem dadaistische Monologe, weltentrückten Pop, digital dekonstruierte Lautpoesie und einen Workshop zum Bau eines Geister-Detektors.

Papiripar 2021 Mentos Gulgendo

Mentos Gulgendo auf dem Papiripar 2021 | Foto: Claudia Höhne

Polterabend auf dem Papiripar 2021 mit Ralf Köster

Polterabend auf dem Papiripar 2021 mit Ralf Köster

Was waren besondere Herausforderungen?
Die beiden Künstlerinnen, die unseren Ausstellungsraum im Westwerk bespielen, haben sich vorgenommen, pneumatisch betriebene „Luftmaschinen“ zu bauen, die akkordeongleich vor sich hin musizieren. Optisch begleitet werden sie von atmenden silbernen Folienbergen. Das ist schon eine technische Herausforderung. Und seit Victoria Shen, die eine von den beiden (die andere heißt Ivana Dama), im April auf dem WIRE-Cover gelandet ist, kann man sie kaum noch erreichen, weil sie ständig zwischen den Ereignissen herumflattert. Ab und zu fallen einzelne Sätze in die Mailbox wie „Oh snap, I'm gonna have to meet from GRM... Concert in 30“. Darauf müssen wir uns dann einen Reim machen.

Formen und künstlerische Ansätze prallen bei uns manchmal wie die Gewässer Skagerrak und Kattegat aufeinander, darum feilen wir lange an der Dramaturgie. Wir haben keine „großen Namen“ im Programm, uns interessieren eher große oder größenwahnsinnige Ideen. Mittlerweile vertraut uns das Publikum, auch wenn es weiß, dass bei uns nicht immer die Nerven geschont werden. Einmal haben wir z.B. drei DJs gleichzeitig unterschiedliche Musik auflegen lassen. Das war schon, gelinde gesagt, eine Erweiterung der Hörerfahrung. Humor spielt dabei aber auch eine Rolle.

Was sind eure persönlichen Highlights?
Das Highlight ist eigentlich der Kontrast zwischen den verschiedenen Programmpunkten selbst. Wir persönlich freuen uns auf die oben beschriebene Ausstellung und auch auf den Soloauftritt von Victoria Shen, die in ihrem krachigen Live-Set keinen Stein auf dem anderen lässt. Da sollen auch schon mal Tische zu Bruch gegangen sein. Großartig wird bestimmt auch das Konzert von Nihiloxica, einer Gruppe, die sich aus drei ugandischen Perkussionisten und zwei britischen Clubmusikern zusammensetzt. Die haben ihr eigenes Genre entwickelt, eine Art Afro-Industrial-Musik, sehr mitreißend und teilweise bedrohlich. Bei der Performance des isländischen Künstlers Sigtryggur Berg Sigmarsson wiederum regiert subversiver Humor. Da rechne ich wirklich mit allem, auch mit schrecklichen Peinlichkeiten. Darüberhinaus gibt es tolle Pop-Acts wie z.B. Lolina (ehemals Inga Copeland) und Dali Muru & The Polyphonic Swarm. Interessant ist, dass Dali Muru eigentlich Filmemacherin ist, der Musiker Mazen Kerbaj erfolgreicher Graphic-Novel-Autor. Genau dieses Ausfransen in verschiedene Disziplinen interessiert uns.

Worauf freut ihr euch am meisten?
Auf den persönlichen Austausch mit den anreisenden Gästen, die bei uns auch die Gelegenheit haben, sich gegenseitig kennenzulernen, weil alles recht familiär abläuft. Auf die neugierigen Gesichter des Publikums und auf das Ge- und Misslingen einiger Experimente. Denn nur, wenn der Ausgang offen bleibt, ist es ein wahres Experiment. Und wenn man dabei ausrutscht, steht man einfach schnell wieder auf und tut so, als sei nichts passiert.

Papiripar live

Papiripar

vom 18. bis zum 21.05.2023

Orte:
Westwerk
Admiralitätsstraße 74
20459 Hamburg

Fabrique im Gängeviertel
Valentinskamp 34A
20355 Hamburg

Die Werkstatt im Gröninger Hof
Neue Gröningerstraße 12
20457 Hamburg

Mit
Dali Muru & The Polyphonic Swarm, France Sauvage, Companion Species (Jennifer Walshe & Thomas Lehn), Lolina
Mazen Kerbaj & JD Zazie, Nihiloxica, Lybischer Wald, pq, Semi Nice & Elazer, Internet Offline, Nosedrip (Stroom), Papiriparis, Tara Pattenden, Evicshen, Sigtryggur Berg Sigmarsson, Kris Kuldkepp und vielen mehr.

Weitere Infos und Tickets:
Papiripar

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