Leseliste 25. März 2018 – andere Medien, andere ThemenCambridge Analytica, Tod im Berghain, Sterben in der Favela, American Foodporn

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

Cambridge Analytica

Eigentlich ist derzeitige Geschichte um Facebooks Datenskandal und das Unternehmen Cambridge Analytica gar kein Novum. Längst war klar, dass Cambridge Analytica mithilfe von Facbeook-Profilen und darauf ausgerichtetem Microtargeting den US-Wahlkampf zu beeinflussen versuchte. Neue Brisanz hat das Thema nun, weil es Beweise für die Weitergabe von Facebooks Daten an Cambridge Analytica gibt, obwohl die verantwortlichen Akteure dies in unterschiedlichen Untersuchungsausschüssen zuvor verneinten. Netzpolitik fasst das komplexe Thema verständlich zusammen, wobei Zusammenfassung nicht heißt, dass es dazu nur weniger Worte bedarf. Man kann hoffen und vielleicht sogar davon ausgehen, das Mark Zuckerberg dieser Tage deutlich unruhiger schläft.

„Die Rede vom Datenleck ist […] irreführend. Sie lenkt davon ab, dass Facebook selbst das System geschaffen hat, in dem die Daten von Millionen Menschen ohne ihre Einwilligung bei anderen Firmen landen.“

Cambridge Analytica: Was wir über „das größte Datenleck in der Geschichte von Facebook“ wissen

berghain

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Zwei Pillen zuviel

Ein amerikanisches Paar bereist, bevor es an die Familiengründung gehen soll, Europa. Was macht man in Berlin? Natürlich ins Berghain gehen, den besten Club der Welt. Schwarz anziehen, gelangweilt gucken, reinkommen – check. Doch die besorgten Pillen, es soll schließlich eine authentische Berghain-Erfahrung sein, werden an der Tür abgenommen. Also werden rasch neue besorgt. Die Frau schluckt zwei Pillen – und stirbt kurz darauf. Überdosis, Multiorganversagen. Dieser Text beginnt damit, den tragischen Verlauf nachzuzeichnen. Und versucht dann zu ergründen, was den Tod der Amerikanerin hätte verhindern können. Die Clubmitarbeiter, die zu spät den Rettungswagen riefen? Die Behörden, die von der Subkultur keinen Check haben, ihren ökonomischen Nutzen aber sehen und Kollateralschäden wie diesen scheinbar in Kauf nehmen? Der unbekannte Dealer? Ein Text, der vieles offen und im Argen lässt. Zum Beispiel auch deutlich zu sagen: Gleich mal zwei Pillen zu schlucken, plus Alkoholkonsum ist unverantwortlich oder geschieht aus Unwissenheit. Drogenprävention und Aufklärung, wie die Vice in Reaktion auf den Beitrag schreibt, ist in Deutschland schwierig und unzureichend. Sicher richtig. Aber auch diese benötigt ein Minimum an Bereitschaft, sich mit der Substanz auseinanderzusetzen, die man zu sich führt.

„Daniel, der Deutsche aus Lima, sagte: Wenn ihr schon in Europa seid, dann müsst ihr auch nach Berlin. Auf einer Weltreise muss man das Berghain gesehen haben, den berühmtesten Klub der Welt.“

(Artikel ist hinter einer Paywall)

Todeskampf im Berghain

Marielle Franco (1979-2018)

Keine guten Nachrichten aus Brasilien. Dort wurde in Rio die Stadträtin Marielle Franco erschossen, sie und ihr Fahrer starben im Kugelhagel unbekannter Täter. Franco war Aktivistin und engagierte sich für die Menschen in den Favelas, setzte sich für ein besseres Miteinander ohne Gewalt ein. So eine Haltung stört das Kräfteverhältnis von Politik, Polizei, Drogenhandel und den Gangs, die die Favelas kontrollieren. Ihr konstantes Aufbegehren gegen das Establishment kostete Franco ihr Leben. Die Kugeln, die sie trafen, stammten Berichten zufolge aus Beständen der Bundespolizei. Das muss noch nichts bedeuten, belegt aber, wie zerrissen das Land ist. Dom Phillips erinnert an Marielle Franco, die nur 38 Jahre alt wurde.

„Seit ihrem Tod dominiert Marielle Franco die brasilianischen Medien so stark wie zu Lebzeiten nie.“

Sie starb zuletzt

American Foodporn

Die amerikanische Küche ist schon immer eine Küche von Einwanderern gewesen. Italiener, Deutsche, Mexikaner, Koreaner und Franzosen brachten ihre Einflüsse in die USA. Nur so konnten Hot Dog, Burger, New York Pizza oder der Kimchi Taco entstehen. Hier gibt es die ultimative Liste der 101 Speisen, die Amerika für immer verändert haben – so zumindest die Experten bei Thrillist. Schön historisch sortiert und mit zahlreichen informativen Anekdoten und Fakten versehen. Ja, manchmal darf man auch noch mal listen. Wer beim Durchscrollen nicht mindestens drei Löcher in den Bauch bekommt, laden wir auf ein Bier ein.

„In the 1920s, the Mexican border city of Tijuana was a refuge for well-heeled Californians escaping the Prohibition doldrums. The Hollywood set flocked to Caesar’s, a restaurant run by the Italian-American restaurateur, Caesar Cardini, who, in addition to his booze, was known for his namesake salad. Word has it that Cardini improvised the tableside preparation of romaine with egg yolk, anchovy paste, mustard, minced garlic, anchovy, olive oil, lemon juice, and Parmesan cheese to feed diners during a holiday meal when supplies were running low.“

101 Most Important Dishes That Changed America

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