Guter Mond, du scheinst so helleFeiern oder scheitern: unserem Nachbarn zum 45. Jubiläum der Ersteroberung

Mond

Am 21. Juli 1969 betrat der erste Mensch den Mond. Während Neil Armstrong zaghaft auf dessen Oberfläche tapste, raste sein historischer Ausspruch „Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen ... aber ein großer Sprung für die Menschheit“ mehrfach um die Welt.

Großes war geschehen und für noch Größeres schien der Anfang gemacht. Die Amerikaner hatten mit diesem Schritt im wörtlichen Sinne ihren Wettlauf mit den Russen gewonnen. Am Anfang dieses Contests stand ein jäher Schock. Mitten im Kalten Krieg mit der Sowjetunion war ein kleines, 58 Zentimeter messendes Stück Metall in der Erdumlaufbahn den USA derb in die verängstigten Knochen gefahren. Während das „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ unter Senator Joseph McCarthy gerade erfolgreich den im eigenen Land umtriebigen echten oder vermeintlichen Kommunisten schwer den roten Pelz angezündet hatte, umrundete der von der UdSSR 1957 gestartete Satellit „Sputnik 1“ in ruhigen Bahnen den Planeten. Die dadurch ausgelöste Krise um den Verlust der selbstauferlegten Vormachtstellung über den Rivalen fand zwölf Jahre später ihren krönenden Abschluss in der geglückten ersten Mondlandung mit Apollo 11.

Eine Nation hatte ihre gesammelten Kräfte zusammengezogen und damit dies auch nicht unbeobachtet blieb, die Welt dazu verführt, sich mit unförmigen, quäkenden Schwarzweiß-Fernsehern zu bestücken, auf denen man diesen Triumph staunend mitverfolgen durfte. 45 Jahre später sind diese Geräte noch immer platzraubender Mittelpunkt des heimischen Wohnzimmers, die sinnstiftende, kaufanreizende Sensation auf dem Mond hingegen begann unmittelbar danach ihren traurig trudelnden, langsamen Fall zurück zur Erde.
Schon ein Jahr nach dem zukunftsschwangeren Ereignis waren Schritte auf dem Mond keine Titelgeschichte mehr. Die sensationslüsterne Weltgemeinde belegte die Apollo-13-Mission nur wegen der Explosion eines Sauerstofftanks mit Aufmerksamkeit. Die Katastrophe führte zum Abbruch der Landung auf dem Trabanten, die lebensgefährdete Mannschaft konnte nur unter Mühen wieder unbeschadet nach Hause geleitet werden.

1972 wurde das Programm aus Kostengründen dann ganz eingestellt. Der Beginn einer neuen Ära war ein Rohrkrepierer. Man hatte zwar bewiesen, wozu man technologisch (und auch ideologisch) in der Lage war, der Tat aber keine weiteren zielführenden Argumente beigelegt. Hehre Ideen wie die Besiedelung des Mondes oder gar die bemannte Erforschung des Weltall schrumpften zurück auf das, was es vermeintlich schon immer nur gewesen war - die spinnerten Ideen unterhaltsamer Science-Fiction-Autoren.
Der Weltraum und seine unendlichen Weiten verblieben genau dort - im All des abendlichen TV-Serienformates. Unten auf der Erde blickte man lieber verschärft geradeaus als nach oben. Die marodierende studentische Jugend zu Beginn des Mondprogramms hatte so gar keine Freude an der strahlenden Schönheit startender Weltraumvehikel. Man bekümmerte sich eher um soziale Ungerechtigkeiten und wenn Raketen zum Thema gerieten, verdammte man marschierend deren Einsatz in Vietnam. Der Protest der darauf folgenden Generation war zwar nicht weniger laut, hatte aber seine Vision in der Gesellschaft verloren. Der apolitische „No Future“-Sympathisant der Mittsiebziger unter selbstgenügsamer Protestfrisur hatte für den Wandel vom „Star Trek“-Fernsehkult zur breitwandigen „Star Wars“-Kinosaga nur noch sicherheitsnadelbehafteten Zweifel. Eine glorreiche, beherzte Zukunft im Universum war zum kindlichen Spielzeugtraum verkommen.

Schon fünf Jahre nach Beendigung der ehemals erhebendsten Herausforderung der Menschheit wurde im Kino die Mondlandung als Fakt in Frage gestellt. Der entsprechende Film zum größten Bluff der Geschichte „Capricorn One“ war 1977 der erfolgreichste Independent Film, inspiriert von zahlreichen Verschwörungstheorien, die einfach nicht glauben wollten, dass zwölf Männlein dem Trabanten ihre Spuren aufgedrückt hatten. Die Gemeinde der spitzfindigen Detailpopler lässt seitdem kein aufgewirbeltes Stäubchen auf Zelluloid unbeobachtet um die vermeintliche Schummelei aufzudecken. Zwischen sechs und 20 Prozent der amerikanischen Bevölkerung sind in dieser Sache ebenfalls ungläubig. Selbst neuerlich erstellte und veröffentliche Fotos der im Mondstaub zurückgelassenen Objekte und Fußabdrücke der Astronauten ändern daran nichts.

Es scheint als gehöre der Mann im Raumanzug einfach nur ins Museum. Unbemannte Maschinen sondieren die Grenzen unseres Sonnensystems oder dürfen mit ihren dürren, metallischen Ärmchen auf der Marsoberfläche kratzen. Es kursieren viele schöne bunte Bildchen über mögliche kommende Expeditionen dorthin. Die gibt es schon seit einigen Jahrzehnten - und mal ganz ehrlich, die sahen in den 50ern so viel mehr nach Zukunft aus als heute.
Armstrong wollte mit seinem Spruch den Sprung in die Wolken feiern. Dass die unwillige Realität seiner Vision nur eine knarzige Landung auf hartem Grund gestatten mochte, nimmt seinem Glanz dennoch wenig.

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