UrbanHello: Die Renaissance des FestnetztelefonsDinge Design müssen - Teil 12

UrbanHello Lead Final

Das gute alte Festnetztelefon ist nicht tot. Es lebt dank Handy-Overkill nur wieder in der Nische. Und wird so für Designer attraktiv.

Ich bin ja Festnetz-Fan. Auch 2014 gibt es nichts Besseres, wenn man ein längeres Gespräch führen möchte. Keine krisseligen Nebengeräusche, keine Funklöcher, wenig Artefakte, endlose Batterielaufzeit, keine Hitzeentwicklung am Ohr. Was für eine Überraschung es doch sein kann, seinen Gesprächspartner einfach mal zu verstehen! HD Voice, my ass!

Aber Festnetz-Telefone sind heute ungefähr so trendy wie der Pager. Hersteller versuchen zwar, irgendwie am Puls der Zeit zu bleiben, klatschen Android auf ihre Telefone, bauen Touchscreens ein, nutzen die Teile als Gateway für die Heimautomation: alles Käse. So wird das ehemals so wichtige Kommunikations-Tool zur Spielwiese von Designern. UrbanHello ist so ein Beispiel, und zwar ein ziemlich wuchtiges. Falls ihr euch nicht mehr an einen Festnetzer erinnert: bitteschön.

UrbanHello 2

Display oben, Wählscheibe unten

Aus Frankreich kommt dieses Stück massiver Kunststoff. Ja, man kann sich UrbanHello ans Ohr halten, um zu telefonieren. Aber eigentlich eher auf den Tisch stellen und als Mega-Freisprecher verwenden. Denn der gesamte rote Bereich ist ein Lautsprecher. Rundrum, 360 Grad. Wenn man schon auf die oldschoolige Technik setzt, dann muss sie doch mindestens so gut es geht mit dem Vorzug der mobilen Kommunikation gekoppelt werden: Bewegungsfreiheit. 2014 klemmt man sich kein Telefon mehr zwischen Ohr und Schulter. Da ist es gut, dass der Freisprecher, der wirklich gut, laut und kräftig rüberkommt, automatisch aktiviert wird, wenn man UrbanHello auf den Tisch stellt. Und auch, wie man Telefonate annimmt, sollte ein Blick auf das Bild klären. Den großen Knopf kann man nicht übersehen. Oben befindet sich ein kleines Display, auf dem Nummer oder Name des Anrufers angezeigt wird, die „Wählscheibe“ befindet sich unten.

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Wie praktisch das ist? Geht so. Nicht, dass es eigentlich egal ist, wo nun die Tasten oder Knöpfe sind, es geht eher um die Qualität des Keypads allgemein. Während sich die Nummern noch ganz anständig drücken lassen, sind die restlichen Tasten deutlich zu weich und müssen zu tief in RIchtung Gehäuse gedängelt werden, bis sie anschlagen. Ich drücke nicht gerne in Kaugummi-Masse. Ihr bestimmt auch nicht. Zum Glück braucht man die ja aber auch nicht ständig. Positiv hingegen ist die Tatsache, dass UrbanHello problemlos an jedes schnurlose Telefon andocken kann. Man braucht also keine neue Basisstation. Ist auch keine in der Packung. Wenn man jetzt aber Hals über Kopf den Ludditen schiebt und doch noch eine braucht, dann schickt einem der Hersteller eine zu: kostenfrei. Das ist ok, bei einem Preis von 150 Euro für diesen ungewöhnlichen Mixstab aber auch irgendwie auch das Mindeste.

Zum Glück stellt sich bei Design-Objekten die Frage „Brauche ich das“ ja nicht wirklich. Das regelt der persönliche Geschmack. Und der ist bei UrbanHello natürlich gefordert. Telefone sind Gebrauchsobjekte. Wie sie aussehen, ist vielen egal, zumindest im Wohnzimmer. Andererseits ist auf diesem Sektor auch seit Jahren nichts, aber auch rein gar nichts mehr passiert. Vielleicht hat das Teil also eine Chance. Und vielleicht ist es auch so wie damals bei den Telefonen von Bang & Olufsen. Die sahen blendend aus, nur gekauft hat sie niemand. Und als es sie nicht mehr gab, haben sich alle geärgert. So einen Fehler muss man ja nicht zweimal machen.

UrbanHello 6

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