Track-Premiere: Desolate – AmaruSven Weisemann breakt wieder

Desolate - Lunar Glyphs - Artwork

Vorgeschmack auf „Lunar Glyphs“.

Es gab eine Zeit, da war es schwierig bis unmöglich, mit dem musikalischen Output von Sven Weisemann Schritt zu halten. Track nach Track, 12“ nach 12“, Remix nach Remix ploppten aus seinem Studio heraus: Sturm und Drang, meistens in 4/4, noch öfter sehr gut. Desolate war die in Musik gegossene Antithese zum DJ-Jetset. Über dem Projekt hing zunächst der Vorhang der Verschwiegenheit. Weisemann? Iwo! Und doch manifestierte sich die Handschrift des Berliners in jedem Akkord.

Sven Weisemann Portrait

Desolate, so habe ich das immer verstanden und interpretiert, ist vor allem eine Liebeserklärung an den Sound aus UK. Auf einem strahlend blauen Surfbrett glitt Weisemann im Windschatten abstrahierter Burial-Referenzen durch eine Geschichte, die immer nich Nährboden für neue Platten ist und gleichzeitig akribisch aufgearbeitet wird. Weisemann machte und macht beides. Das zeigt sich auch auf seinem dritten Desolate-Album, das am 29. September bei Fauxpas Musik erscheint: „Lunar Glyphs“. Der Exegese des Titels und der Frage, was Electronica nun mit den Mayas zu tun hat und dem Mond, widmen wir uns hier lieber nicht, die Samples, die sich durch das Album ziehen und die zwölf Tracks sachte zusammenhalten und miteinander verbinden, weisen eindeutig den Weg. Stattdessen hören wir lieder eines der besten Stücke des Platte: „Amaru“. Der Track hat alles, was den Sound von Weisemann ausmacht. Die sehr detaillierte Arbeit an den endlosen Dubs, die Vocals, die Samples, die Referenzen und: die Breaks. Alles auf Zeitlupentempo eingefroren und so für die Ewigkeit bewahrt. Wer weiß schon, wie man das alles interpretieren wird, wenn genau diese Ewigkeit irgendwann tatsächlich anbricht, UK längst im Meer versunken ist, alle Streaming-Server abgeschaltet sind und der letzte Plattenspieler der Welt sich hoch oben über den Wolken bei den Mayas dreht und dreht und dreht.

Wer immer dann dort „Lunar Glyphs“ erst findet und dann auflegt, wird so oder so Erstaunliches hören. Denn so sicher wie auf dieser Platte hat sich Weisemann noch nie hinter seiner Desolate-Maske gefühlt. Hier leuchtet alles ganz von allein.

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