Plattenkritik: Twin Color – Extended Play No 1 (Infiné)Back to the Future

Twin Color

Corona ist zurück, und das ist ausnahmsweise mal eine gute Meldung. Denn die Rede ist von Fernando Corona aka Murcof.

Utopia, Remembranza, The Versailles Sessions – Ambient-Alben, die mich in den Nullerjahren ziemlich beeindruckt und geprägt haben. Später produzierte er Francesco Tristanos „Not For Piano“, zuletzt erschien 2021 das raumgreifend-dystopische „The Alias Sessions“ und nun die EP „Extended Play No 1“ unter dem neuen Pseudonym des Mexikaners „Twin Color“. Arbeitete er zuvor u.a. mit dem Jazz-Trompeter Erik Truffaz und der Pianistin Vanessa Wagner zusammen, ist es in diesem Fall seine Tochter Alina, die Vocals für das 24-Minuten-Minialbum beisteuert. Was schon deshalb bemerkenswert ist, weil sie zum Zeitpunkt der Aufnahmen gerade mal vier Jahre alt war.

Der Murcof, der sich hier präsentiert, ist ver(computer)spielter, lässt durchklingen, wie ihn der Synthiepop der Achtzigerjahre inspiriert und geprägt hat. Futuristische Nostalgie mit viel filmischem Flair – vor dem geistigen Auge tauchen kitschige Sci-Fi-Welten auf (seltsamerweise in der charmant durchgenudelten VHS-Optik zu oft überspielter Kassetten, nicht in 4K).

Twin Color ist weniger sperrig und deutlich poppiger als der klassische Murcof, und solange Herr Corona diesem nicht dauerhaft die Regler runterdreht, lasse ich mich gerne auf den Exkurs ein. Twin Color wird überdies visuell begleitet: Der Künstler und Programmierer Simon Geilfus hat nicht nur das netflixkachelntaugliche Cover gestaltet, sondern arbeitet auch an einer begleitenden Bewegtbild-Animation, die an ein First-Person-Game erinnern soll. Einen kleinen Vorgeschmack gibt es hier.

Gute ProduktionenFolge 1: Talk Talk – Laughing Stock (Verve, 1991)

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