Synthesizer gehören nicht ins MuseumIn der Schweiz entsteht aus der größten Sammlung weltweit ein öffentliches Studio

Smem-Playroom

Was haben alte und vor allem legendäre Synthesizer mit Oldtimern gemeinsam? Sie werden heute für ähnlich hohe Preise gehandelt. Klemens Niklaus Trenkle kann ein Lied davon singen. Seit 35 Jahren sammelt er Synthesizer, Drumcomputer und Effektgeräte und hat so die weltweit vielleicht größte Sammlung aufgebaut. Er will sie jetzt mithilfe von Kickstarter der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Im ersten Schritt gründete Trenkle dafür im Sommer 2017 das SMEM, das Schweizerisches Museum für elektronische Musikinstrumente – über 5.000 Geräte sind hier eingelagert. Und eingelagert ist genau das Stichwort: Auch wenn bereits regelmäßig Künstlerinnen und Künstler vorbeikommen und es auch die eine oder andere Veranstaltung gab – die Gerätschaften sollen nicht wie Kunstwerke ausschließlich museal bestaunt, sondern auch benutzt werden. Mit einer Kickstarter-Kampagne will sein Team nun den „Playroom“ aufbauen, eine Art öffentliches Studio, das mit Geräten aus dem eigenen Fundus bestückt werden soll. Ein Kulturzentrum der Oszillatoren.

Das ist gut für im wahrsten Sinne des Wortes alle Beteiligten. Denn – das wissen auch die Profis – man kann am Laptop noch so viel Spaß haben, irgendwann jedoch will man auch die Originale mal zwischen die Finger bekommen, auch wenn sie sich privat niemals leisten könnte. In Fribourg soll eben nicht nur das im Playroom möglich werden. Man will auch den Austausch mit anderen Musikerinnen und Musikern fördern, eine Bibliothek und Workshops sollen entstehen. All das kostet Geld, das auf der Crowdfunding-Plattform eingesammelt wird.

Was nicht bedeutet, dass das Angebot – es soll noch im November losgehen – kostenlos angeboten werden kann. 140 Schweizer Franken kostet eine Jahresmitgliedschaft, wenn man die Kampagne jetzt unterstützt. Wer auf der Suche nach einem ganz bestimmten Sounds einen ebenso bestimmten Synths ist, kann später jedoch auch eine Einzelsession buchen.

Es war nie einfacher, elektronische Musik zu produzieren als 2018. Gleichzeitig ist die Geschichte der Gerätschaften mittlerweile so umfangreich, dass es gar nicht genug solcher Orte geben kann wie jener, der in Fribourg als Playroom gerade entsteht. Technikgeschichte und -kultur gehört nicht ins gut klimatisierte Lagerhaus. Sie will – muss – angefasst, benutzt und vor allem verstanden werden.

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