Leseliste 28. Mai 2017 – andere Medien, andere ThemenFacebook und der Holocaust, Hotelseife, die letzten Jedi und Syrien

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Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.

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Foto: Facebook

Facebook: So viel Hass, wie erlaubt

Der Guardian hat in der vergangenen Woche zahlreiche umfangreiche Artikel veröffentlicht, die Facebooks Umgang mit Postings und Kommentaren beschreiben, die jedem halbwegs aufgeklärten Menschen deutlich zu weit gehen und in seriösen Medien umgehend gelöscht würden. Die Artikel analysieren Trainings-Unterlagen für Moderatoren, die der britischen Tageszeitung vorliegen. Facebooks verstrickt sich in diesen Richtlinien nicht nur in Widersprüchen und scheinbar willkürlich festgelegten Standards: Sie beschreiben auch eindrücklich das grundsätzliche Dilemma des Sozialen Netzwerks, sich selbst bei offensichtlicher Hetze noch hinter der Meinungsfreiheit zu verstecken. Doch der Umgang mit einigen Themen scheint wohl kalkuliert. Stichwort Holocaustleugnung: Postings und Kommentare zur Verharmlosung des Massenmords werden nur dort kategorisch gelöscht, wo Facebook sich sicher ist, verklagt zu werden. Und das ist in nur vier Ländern weltweit der Fall: Deutschland, Israel, Frankreich und Österreich. Auch in anderen Ländern gäbe es ähnliche Richtlinien, heißt es weiter, angewandt werden diese jedoch nur im Einzelfall. Und genau dort belässt Facebook die Postings online. Die Argumentation des Sozialen Netzwerkes ist dabei so clever wie perfide: „Zensiert“ werde nur dort, wo die Gesetzgebung genau dies „erlaube“. Facebook? Immer im Auftrag der Verteidigung der freien Meinungsäußerung. Der Artikel beleuchtet zudem die Richtlinien bzgl. des Umgangs mit Anfeindungen von Flüchtlingen und Muslimen. Auch hier legt Facebook keine akzeptable Haltung an den Tat. Und hat gegenüber dem Guardian nur sehr schwammig reagiert.

„One slide explains that it is permissible to say: “All terrorists are Muslims”, but it is not permitted to say: “All Muslims are terrorists.” Facebook explains that terrorists are not a protected category, whereas Muslims are – which is why the first remark can be ignored and the second should be deleted if flagged.“

How Facebook flouts Holocaust denial laws except where it fears being sued

Seifenretter

Zwei Millionen Seifen werden, fast unbenutzt, weggeworfen. Täglich. Nur in den USA. Und nur in Hotels. Einmal die Hände damit gewaschen, vielleicht zweimal, der Rest landet auf dem Müll. Ein kleiner Ausschnitt, der den globalen Wahnsinn aufzeigt, den wir verursachen. Gleichzeitig gibt es knapp zwei Milliarden Menschen, die keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen haben, sprich sich nicht hinreichend waschen und säubern können. Wo es ein – wie hier offensichtliches – Allokationsproblem gibt, da gibt es zum Glück Menschen, die daraus ein soziales Business machen. Cue Shawn Seipler heißt er (klingt der Name nicht nach einer High-End-Seife?), sein Projekt nennt sich „Clean The World“ und macht aus (kaum) benutzten Seifen neue, hygienisch einwandfreie, die in 115 Länder der Welt gebracht werden. Zu Menschen, die sie gebrauchen können. 40 Millionen Seifen hat man schon distribuiert, die immensen Kosten dafür tragen die Hotels mit einer monatlichen Gebühr. Der Telegraph mit einem Portrait.

„In fact there’s something simple travellers can do with leftover toiletries that will leave them with clean consciences as well as bodies. “Take them with you,” said Seipler. “Use them at home or donate them to a homeless shelter.”“

The shameful truth behind what happens to all your hotel leftover toiletries

Star Wars Millemium Falcon

photo credit: Brett Kiger The Garbage’ll Do via photopin (license)

Die letzten Jedi

Im Dezember wird der nächste Star-Wars-Film in den Kinos starten. „Episode VIII: The Last Jedi“ wird die Geschichte von Finn, Rey und Kylo Ren weiter erzählen und vor allem Luke Skywalker (Mark Hamill) wird in diesem Teil eine wichtige Rolle spielen, nachdem er in Episode VII nur kurz am Ende zu sehen war. Für die Vanity Fair besuchten David Kamp und die Star-Fotografin Annie Leibovitz das Set des Blockbusters. Auf einigen Fotografien ist noch die Schauspielerin Carrie Fisher (Prinzessin Leia) zu sehen, die im vergangenen Dezember überraschend verstarb. Für Fans dürften allein diese Bilder für Gänsehaut sorgen. Darüber hinaus gibt es eine wahrlich ausführliche und lesenswerte Geschichte über die Hintergründe, die neue Star-Wars-Ära, die vor wenigen Jahren eingeleitet wurde und Anekdoten, mit denen man spätestens bei der Premiere vor seinen Freunden richtig angeben kann.

„So what happened to Luke? What we know from The Force Awakens is that he had been running some sort of Jedi academy when “one boy, an apprentice, turned against him, destroyed it all.” These are the words that Han Solo, prior to his death scene, offers to Rey and Finn—the inference being that the boy was Han and Leia’s son, and Luke’s nephew, Ben, the future Kylo Ren. “People that knew him best,” Han says of Luke, “think he went looking for the first Jedi temple.”“

Star Wars: The Last Jedi, the Definitive Preview

Syrien Aleppo Leseliste Mai 2017

Der Blick auf die syrische Stadt Aleppo – oder vielmehr das, was von ihr übrig ist. Quelle: Youtube

Syrien – multimedial erzählt

Täglich erreichen uns neue, erschreckende Nachrichten aus Syrien. Doch nach sechs Jahren Krieg sind sie längst zur traurigen Routine im Newsfeed geworden. Mit den sinkenden Zahlen der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge aus Syrien ist gleichsam das Bewusstsein für den Konflikt geschwunden. Die derzeitige Lage? Kann kaum jemand beschreiben. Den Konflikt verstehen? War immer schon schwer, ist heute noch schwerer. Was aber mindestens genauso schlimm ist: Vergessen scheint das Land vor dem Krieg. Das Land, in dem 2010 noch „Arab Idol“, „Bodybuilding“, „Sommermode“ und „Miley Cyrus“ die häufigsten Suchbegriffe bei Google waren. Ebenjener Suchmaschinenkonzern und das Uno-Flüchtlingshilfswerk haben ein Projekt aufgesetzt, das die wichtigsten Fragen beantwortet, wieder das dringend nötige Bewusstsein schafft und zur Hilfe aufruft. Non-linear erzählt, multimedial aufbereitet, beeindruckend, bildgewaltig, erschütternd.

„2010 traten die Gorillaz hier auf – die bislang größte westliche Band, die hier spielte. Im Jahr 2010 zog Syrien mehr Touristen an als Australien.“

Searching For Syria

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Neozaïre, Crescent und Awanto 3

Review: Wie klingen die Kopfhörer von Teufel?Devil Dancing: Move BT und Mute BT