Leseliste 20. März 2016 – andere Medien, andere ThemenArmut und Autobahn, Deutschland und die Mode, Michelle Obama und digitale Erpressung

Leseliste

Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.

##Highway ins Ghetto
Der öffentliche Personennahverkehr spielte in den USA lange gar keine bzw. nur eine untergeordnete Rolle, nach dem Zweiten Weltkrieg fuhr man Auto, eigentlich brillante Hybrid-Lösungen hin oder her. Um den Verkehrsinfarkt zu verhindern, wurden Autobahnen gebaut, vor allem, um den zunehmenden Pendler-Verkehr in Richtung der Suburbs in den Griff zu bekommen. Die Aufgabe der Innenstädte als Wohnraum, bzw. deren so forcierte Ghettoisierung wurde in Kauf genommen. Der Bau von Autobahnen war eine Infrastrukturmaßnahme und großzügig subventioniert. Bis zu 90 Prozent der Baukosten schoss Washington zu. Viele Kommunen nutzten diese Fördergelder, um die vor allem von der schwarzen Bevölkerung bewohnten Innenstädte oder besonders „heruntergekommene“ Viertel plattzumachen. Beispiel Syracuse, New York: Der Bau der I-81 lies eine Nachbarschaft von der Landkarte verschwinden. Problem gelöst? Im Gegenteil. Die Trennung zwischen arm und reich, schwarz und weiß wurde nur noch beschleunigt. Alana Semuels erklärt für The Atlantic exemplarisch an Syracuse, welche Rolle der Bau der Autobahnen für afro-amerikanische Armut hatte. Und hat. Denn während einige dieser Stadtautobahnen mittlerweile zurückgebaut werden, werden sie an anderer Stelle sogar noch erweitert. Die Probleme der Städte bleiben unterdessen die gleiche. Wie geht das mit dem Zusammenleben eigentlich? Wo wir doch wissen, welchen trennenden Effekt so ein Highway haben kann?

Die Stadt ist nichts anderes als ein Körper. Ist ein Teil dieses Körpers krank, wird er rausoperiert.

The Role of Highways in American Poverty

Fashion Runway Leseliste

Foto: Fashion Runway via Shutterstock

Deutschland und die Mode

Das deutsche Verhältnis zur Modewelt ist ein zwiespältiges. Einerseits gibt es unzählige Modeschulen, tausende kleiner Marken, einen Haufen großer Brands von Hugo Boss bis Jil Sander, von Adidas bis Puma und eine eigene Fashion Week. Und doch gilt Deutschlands Einfluss auf die internationale Fashion-Welt als irrelevant. Kate Abnett hat sich für Business of Fashion auf die Suche nach den Gründen begeben, und die scheinen vielfältig. Einerseits verstehen sich Deutschlands Modemarken eher als internationale Unternehmen, zweitens passt der typisch deutsche Sinn für Understatement nicht so richtig zusammen mit dem Prunk und Glamour, den die großen Fashion Shows mit sich bringen. Wirklich interessant wird der Artikel dann, wenn der Bogen zur deutschen Geschichte gespannt wird:

„‚Maybe the situation would be different if the German fashion industry had managed to focus on one city as its capital in the past 25 years after the reunification, and Berlin — or Hamburg, or Munich, or Düsseldorf — would be more internationally recognised,‘ said Margrander.“

Why Isn’t Germany a Bigger Fashion Player?

Michelle Obama Verge LL20032016

Foto: The Verge

##@Michelle Obama
Wenn im November der neue Präsident oder Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wird, wird eines im Vorhinein feststehen. Egal ob Trump oder Clinton, so telegen, medienpräsent und smart wie Barack und Michelle Obama wird vorerst kein erstes Paar des Landes sein. Sorry to say, liebe Clintons. Die First Lady Michelle Obama hat sich in den acht Jahren im Weißen Haus zu einer Spezialistin für digitale, soziale Medien entwickelt. Ob Twitter, Vine oder Instagram – sie und ihr Team haben wie kaum ein anderes im politischen Terroir die neuen Medien beackert. Wahre Pionierarbeit, ohne die heute der Umgang mit Social Media im US-Wahlkampf wahrscheinlich eine ganz andere Rolle spielen dürfte. Kwame Opam hat für The Verge Michelle Obama portraitiert. Aufwendig, inklusive dem ersten 360-Grad-Interview aus dem Weißen Haus überhaupt.

„People can get to know me directly. They can see that I’m kind of silly sometimes, that I care. They can feel the passion, [and] they don’t have to have it filtered through another source. And young people in particular like that.“

@Michelle Obama

ransomware

Foto: Erpressung via Shutterstock

##Wenn man ein Ransom-Opfer wird
Man stelle sich vor, man besitze einen Laptop. Alle wichtigen beruflichen wie privaten Daten sind da drauf, das letzte Backup ist ein paar Donnerstage her und dann das: Nein, kein Crash, digitale Erpressung. Das eine ist Schicksal, das andere hinterhältig: Ransomware, das ist eine Software, die Dateien unbrauchbar macht, zum Beispiel, um von den Opfern Geld zu erpressen. Überwiese man ca. 400 Euro bequem als Bitcoin im Darkweb, würden die Daten wieder hergestellt, wurde dem Opfer mitgeteilt. Eine Summe, bei der man sich das ja mal überlegen kann. Ob die Betroffene sich zu diesem Schritt hat hinreißen lassen?

„Ich überlegte kurz, ob es angebracht sei, sich genau jetzt schreiend auf den Boden zu legen.“

Mein Trojaner und ich

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Solar Bears, Ishmael und Baauer

Missbrauch und TränendrüseFilmkritik: „Raum“