Leseliste 19. Juli 2020 – andere Medien, andere ThemenGastro-Kontaktlisten, Twitter & Covid, Nespresso und das Ende des Tourismus

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

Gastro-Kontaktliste

Wer in den letzten Wochen in einem Café, Restaurant, einer Kneipe oder beim Bäcker Platz genommen hat, dürfte mit den Kontaktlisten in der Gastronomie vertraut sein. Wer zudem ein paar unterschiedliche Lokalitäten aufgesucht hat, dürfte auch mit mehreren Erscheinungsformen diese Listen vertraut sein. An manchem Biergarten liegen schlicht A4-Blätter aus mit Tabellenfeldern für Name, Tel.-Nummer, Adresse, Unterschrift und Uhrzeit. Das hippe Restaurant reicht am Tisch das in Freiform von Gästen zu befüllende Moleskine, aber wenigstens die Bäckerei-Kette hat für jeden Gast einen eigenen kleinen Zettel in Quittungsblock-Größe. Die Angaben sollen die Kontaktverfolgung im Falle einer Corona-Infektion erleichtern, so viel ist klar. Klar ist auch, dass pragmatische, schnelle Lösungen vielleicht nicht immer ganz DSGVO-konform sind. Dafür haben viele Verständnis. Aber was wenn plötzlich die Polizei anruft weil die eigenen, vollständigen Kontaktdaten beim Restaurantbesuch pflichtbewusst hinterlassen wurden? Ist schon passiert – nicht nur einmal.

"Der Fall zeigt aber, dass dort, wo Daten zulässigerweise erhoben werden, sich immer wieder weitergehende Begehrlichkeiten ergeben, die Fragen nach einer Zweck ändernden Verarbeitung aufwerfen", heißt es weiter aus der Hamburger Datenschutzbehörde.

Was habt Ihr mit meiner Handynummer gemacht?

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Photo by Sara Kurfeß on Unsplash

COVID-19 auf Twitter

Twitter hatte keine gute Woche. Wie so oft. Das „soziale“ Netzwerk bekommt sich einfach nicht unter Kontrolle, bzw.: schafft es nicht, den Missbrauch einzudämmen. Konkret: Bots und das Virus in den USA. Die Zahlen der Infizierten und der Todesopfer steigen ins Unermessliche, und gleichzeitig tobt auf Twitter eine Offensive, die das untermauert, was Trump kontinuierlich fordert: öffnen, durchstarten, weitermachen. Sind diese Accounts real? Nein, ist das Fazit einer Studie des „Carnegie Mellon University’s Center for Informed Democracy & Social Cybersecurity“ unter der Leitung von Kathleen M. Carle. Bis zu 60 % dieser Accounts seien Bots. Schlimm.

Through the analysis, they identified more than 100 types of inaccurate covid-19 stories and found that not only were bots gaining traction and accumulating followers, but they accounted for 82% of the top 50 and 62% of the top 1,000 influential retweeters. The influence of each account was calculated to reflect the number of followers it reached as well as the number of followers its followers reached.

Nearly half of Twitter accounts pushing to reopen America may be bots

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Photo by Matt Hoffman on Unsplash

Nespresso

Vor einigen Jahre hui, heute pfui. Jedes Jahr verkauft Nestlé geschätzt 14 Milliarden Kaffeekapseln im Jahr. Jede Sekunde werden mehr als 400 Nespressi (?) getrunken. Das ist für das Schweizer Food-Imperium eine Erfolgsgeschichte ohne Vergleich, ist spätestens heute aber alleine wegen des anfallenden Mülls nicht mehr zeitgemäß und die Trends entwickeln sich in andere Richtungen. Was ist die Geschichte hinter den Kaffeekapseln, wie wurde es so erfolgreich und ist die große Zeit dieses perfide detaillierten Geschäftsmodells wirklich vorbei?

The following year, 1976, Nestlé filed its first patent for a single-serve coffee system. “Favre is one of those people who pop up in history and do great things,” Marco Restelli, Nespresso’s head of product and development, told me at Nespresso’s offices in Lausanne. “OK, it’s not Einstein, but what he achieved within kitchen appliances will stay with us for a long time.”

How Nespresso's coffee revolution got ground down

Ende des Tourismus?

Corona hat den globalen Tourismus kurzfristig zum Erliegen gebracht. Lagunen sind plötzlich wieder sauber, Hafenstädte ächzen nicht unter den Massen, die ein Kreuzfahrtschiff ausspuckt, im Berliner Landwehrkanal sollen wieder Delfine gesichtet worden sein. Doch längst geht es wieder los, Schiffe und Flieger legen bzw. heben en gros ab – zurück zur Normalität? Der Longread des Guardian über eine Branche, die es noch gar nicht so lange gibt, die aber längst extrem wirkmächtig und für viele Destinationen wirtschaftlich überaus relevant ist – klar, die sich aber ebenso zu einem der großen Klimaprobleme entwickelt. Schon jetzt sind rund acht Prozent der CO2-Emissionen auf ihn zurückzuführen, Tendenz steigend. „Slow tourism“ und Co. helfen da nur wenig: Wenn die achtstündige Fluganreise Tonnen von CO2 verursacht, ist der Aufenthalt im Niedrigenergie-Hotel Augenwischerei. Oben gibt's die Hörversion.

Tourism isn’t the right that many holidaymakers, whatever their budgets, seem to think it is. It’s a luxury that needs to pay its way.

The end of tourism

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Bing & Ruth, Galcher Lustwerk, Yo La Tengo

Gärten der Welt – #7Streifzüge durch die musikalischen Peripherien