Auf dem Weg: Schauspielhaus / Hamburg, 2006Eine Kamera, ein Bild und seine Geschichte

Auf Dem Weg Schauspielhaus Full

Die Zeiten ändern sich. Vielleicht hängt man fest an einem Ort, vielleicht muss man weiter ohne es zu wollen, aber nichts bleibt wie es ist. Als Fotograf sammelt man ja Momente, versucht Augenblicke zu bewahren. Aber selbst die Fotos scheinen nicht die selben zu bleiben. Der Abzug in der Hand verändert sich, ist nicht so fixiert wie man meinen könnte.

Im Theater wird all das auf die Spitze getrieben. Jedes Mal wieder erzeugen die Spieler auf der Bühne die Realität, in der ihr Spiel verortet ist. Jedes Mal wieder entsteht eine Wirklichkeit, wird gelitten, gestorben, gelacht, geliebt und dann wird sich verbeugt.

Schluss aus und die Vorstellung für immer verloren.

Eigentlich ist alles toll am Theater. Man muss hin reisen, um es zu erleben. Man muss sich bilden, um es zu verstehen. Beides tue ich so oft ich kann. Weder Fotos, noch Film oder Sprachaufnahmen, können so einen Theaterabend wiedergeben. Man muss dabei gewesen sein, um später sagen zu können, so unglaublich ist es gewesen und so wird es nie wieder sein. Wie im Leben.

Mein Vater gehört unbestritten zu den wichtigsten Theatergestalten seiner Generation. Ob Hamlet, Tasso, oder Lorenziacco, ob Shakespeare, Goethe oder Botho Strauss, ob Dorn, Langhoff oder Peymann, alles dabei gewesen. Mein Vater ist Vorbild für mich und ich bin immer ein wenig auf der Suche nach ihm.

Auf der Bühne schafft mein Vater eine ganz spezielle Wahrheit und zieht einen in seinen Bann. Ganz leise und ehrlich, aber auch ganz beim großen Gedanken mit seinem Spiel und nie nur die Figur darstellend, zeigt er immer mehr als gedacht. Privat ist mein Vater viel weniger greifbar. Privat bleibt er gern zu Hause und vergräbt sich in seinen Büchern. Ist gern bei der Familie. Die meiste Zeit muss und will er arbeiten. Ihm ist die stählerne Körperlichkeit seiner Jugend geblieben. Das Theater ist sein Zuhause. Und auch ich fühle mich immer sehr heimisch im Theater, egal wo. Mein Vater lebt in seinen Gedanken, die er dann später auf die Bühne bringt.

Hier steckte er gerade tief in Proben für einen Hebbel am Schauspielhaus Hamburg.
Ich bewundere meinen Vater dafür wie er für die Familie einsteht und trotzdem keine Abstriche macht was seine Ideale angeht. Er bleibt kompliziert, von seiner Sache überzeugt, wütend, jungendlich. Dafür muss man ihn bewundern.

Ich gehe öfter mal verloren. Da braucht es solche fixen Sterne.

Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.

Letzte Woche war Fabian in San Francisco.

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